Wanderführerausbildung Teil I
Am 18. März ging es also für mich mit dem ersten Ausbildungsblock der DWV-Wanderführerausbildung los. Nachdem ich Elli versorgt und an den Göttergatten übergeben hatte, fuhr ich in das schöne Heimbuchenthal im Spessart. Dort sollte an diesem wie an allen weiteren Wochenenden im Hotel Christel getagt werden. Von meinen Erfahrungen und Eindrücken im ersten Ausbildungsblock berichte ich Euch im Folgenden.
Tag 1: Kennenlernen und ganz viel Vereinsinformationen
Ihr kennt es ja sicherlich von der ein oder anderen beruflichen Weiterbildung: Am Anfang jedes Seminars ist erst einmal das gegenseitige Kennenlernen angesagt. Logisch, man muss sich ja beschnuppern und Vertrauen aufbauen. Unser Kursleiter Uwe hat dem Thema Kennenlernen wirklich viel Zeit eingeräumt.
Mir kam der Part um ehrlich zu sein etwas zu lang vor. Im Nachhinein muss ich aber sagen, dass ich mir dadurch wirklich die Namen aller 15 anderen Teilnehmenden gemerkt habe. Und die dazugehörenden Obst- oder Gemüsesorten🥒🥔🍓! Denn wir haben ein Kennenlernspiel gespielt, bei dem jeder Teilnehmende eine Obst- bzw. Gemüsesorte zugeordnet bekommen hat. Nehmt Euch also demnächst in Acht vor Cora Chicorée! 😁
Erwartungen, Sinn und Zweck des Wanderns
Nach der Vorstellungsrunde haben wir dann in der Gruppe unsere Erwartungen und Wünsche an den Kurs äußern dürfen. Dabei wurde sofort klar, dass schon einige Teilnehmende Erfahrungen in der Leitung von Wandergruppen hatten und anstreben, diese auszubauen. Andere hingegen waren genauso unerfahren wie ich. Es zeigte sich sofort, dass wir alle für das Thema Wandern brennen und hoch motiviert sind, Neues zu lernen. Eine gute Basis also für eine erfolgreiche Gruppe. 💪
Nach einer kurzen Pause am Nachmittag lernten wir dann in einem Vortrag unseres Kursleiters Uwe Brüggmann noch einiges über den Sinn und Zweck des Wanderns. Insbesondere die physiologischen und psychologischen Vorteile des Laufens in der Natur kamen hierbei zur Sprache.
Es hagelt Informationen: Basiswissen zur Verbands- und Vereinsstruktur im Bereich Wandern
Es sollte ein Themenblock folgen, der uns Teilnehmenden einen Überblick über die bestehende Vereins- und Verbandslandschaft rund um das Wandern geben sollte. Uwe Brüggmann und Dr. Gerrit Himmelsbacher verdeutlichten uns dabei, wie vielfältig die Akteurslandschaft ist und welche Vereine bzw. Verbände insbesondere in der Region Spessart aktiv sind. Hierzu zählt selbstverständlich auch der Spessartbund.
Kurzer fun fact (ein Dank geht an Gerrit für die Information):
Der Begriff „Spessart“ stammt eigentlich vom Wort „Spechts Hardt“, also der Hardt (= Wald), in dem sich die Spechte herumtreiben. Was der Dialekt dann daraus gemacht hat, wisst Ihr ja. 😜
Selbstverständlich haben wir noch viel mehr erfahren, das würde an dieser Stelle aber den Rahmen sprengen. Allerdings möchte ich Euch empfehlen bei Gerrit mal einen Vortrag zu besuchen. Der Mann schafft es, Geschichte humorvoll zu vermitteln. Sowas gibt es selten.
Wanderungen und Exkursionen planen
Nach dem Abendessen (ich hatte mir ein Brot mitgenommen) gab uns dann Uwe einen tieferen Einblick in die Planung von Tageswanderungen für Gruppen. Dabei wurde deutlich, dass geführte Wanderungen einer gewissen Dramaturgie bedürfen. Soll heißen man braucht einen Spannungsbogen und zwar einen guten. Informationen sollten zudem dosiert und sorgfältig während der Tour den Teilnehmenden übermittelt werden. Das A und O der Wanderplanung ist aber – wie sollte es anders sein – die Auswahl der Strecke und die perfekte Ausrichtung an der avisierten Zielgruppe. Da schlägt das alte Marketingherz doch gleich höher. 😍 Und ich stellte mir noch während des Vortrages die Frage, welche Zielgruppen ich wohl künftig mit meinen Wanderungen ansprechen möchte.
Gegen 21 Uhr endete dann der erste Ausbildungstag und ich musste noch die Heimreise antreten. Mit vollem Kopf und vielen neuen Eindrücken fuhr ich also nach Hause und bin dort ziemlich zeitnah ins Bett gefallen 😴.
Tag 2: Wanderplanung und Orientierung in Theorie und Praxis
Neuer Tag, neues Glück. Motiviert aber ein wenig müde kam ich pünktlich zum Kurs in Heimbuchenthal an. Dort ging es dann auch gleich inhaltlich weiter, denn das Thema Orientierung stand auf dem Lehrplan.
Grundlagen der Orientierung und Kartenkunde 🧭🗺️
Uwe und ein weiterer Dozent, Josef Grasser, erläuterten uns die Grundlagen der Orientierung. Im Fokus stand dabei der Umgang mit Karte und Kompass, also den klassischen Orientierungshilfen. Denn man kann und darf sich nie zu 100 Prozent auf Internet und Co. verlassen. Daneben wurde uns aber auch vermittelt, wie man sich anhand von Pflanzen und Bewuchs, trigonometrischen Punkten, Sonnenstand oder dem Polarstern orientieren kann.
Im Rahmen einer kleinen Kartenkunde lernten wir die Unterschiede verschiedener Kartentypen und noch einmal detailliert die Vorteile topographischer Karten kennen. Ebenso beschäftigten wir uns mit dem UTM-Gitter. Deutschland liegt übrigens fast vollständig in Zonenfeld 32U.
Es wird praktisch: Orientierung mit Kompass im Freien
Nach der Mittagspause wurde es dann praktisch. Gemeinsam mit Josef und Uwe begaben wir uns auf unsere erste Erkundungstour rund um das Heimbuchenthal. Bei bestem Wetter wanderten wir eine kleine Runde und durften an bestimmten Wegepunkten mit Karte und Kompass arbeiten.
Ich gebe zu, mir lag die Arbeit mit dem Kompass zu Beginn nicht so ganz. Zum Glück war ich da nicht eine Ausnahme. 😅 Gemeinsam haben wir Teilnehmenden aber unsere Ziele letztlich alle gefunden und sind planmäßig wieder im Hotel angekommen.
Wegstrecke planen und berechnen
Am späten Abend mussten wir dann noch einmal ordentlich ran. Denn wir lernten, wie man Gehzeiten nur mit Karte und Zirkel berechnet. Anhand einer Probetour durften wir unser erlerntes Wissen gleich anwenden: Aufgeteilt in Gruppen mussten wir die Gehzeiten für einen Teilabschnitt einer Wanderung berechnen, die am kommenden Tag stattfinden sollte.
Für diese Übungswanderung mussten wir dann zugleich auch den Weg auf der Karte identifizieren. Warum? Weil wir in Gruppen am nächsten Tag die Teilabschnitte der Wanderung eigenständig anleiten sollten. Für uns alle war das ganz schön aufregend und gar nicht so einfach wie gedacht. Denn wenn man nicht bei Komoot, Outdooractive und Co. abgucken darf, muss man manchmal dann doch ein wenig mehr überlegen.
Tag 3: Übung macht die Meisterin – Übungswanderung und Reflexion
Am Sonntagmorgen war das Aufstehen für mich kein Thema. Ich wusste ja, ich würde gleich im Rahmen meiner Wanderführerausbildung das erste Mal gemeinsam mit meinen Mitstreiter*innen eine Wanderung anleiten. Da muss man wach sein, sonst führt man am Ende noch die Gruppe in die Irre. 😅 Kein Wunder also, dass ich trotz der Anfahrt pünktlich in Heimbuchenthal war. Dort angekommen sollte unsere Übungswanderung gleich starten.
Übungswanderung mit Erfolg
Im Rahmen unserer Übungswanderung wanderten wir rund um Heimbuchenthal. Dabei statteten wir auch der Kapelle „Herrin der Berge“ einen Besuch ab. Ein absolut empfehlenswerter und friedlicher Ort mit einem wunderschönen Weitblick in die umliegenden Dörfer (vorbeischauen lohnt sich!).
Meine Gruppe durfte einen Abschnitt führen, der direkt durch den Park in Heimbuchenthal verlaufen sollte. Dort bauten wir dank Anne, einer Teilnehmerin mit Expertise im Waldbaden, eine kurze Achtsamkeitsübung ein. Es wurde sich einmal richtig durchgeschüttelt, bevor wir den Rückweg ins Hotel antraten. Für mich war es besonders spannend zu sehen, wie unterschiedlich wir alle unsere Führungen gestaltet haben. Und wie gut mir jede Führung auf ihre eigene Art und Weise gefallen hat.
Die richtige Ausrüstung
Im Hotel angekommen erhielten wir nach dem Mittagessen noch einen Input zum Thema Wanderbekleidung/Wanderausrüstung. Diesem Ausbildungsabschnitt folgte eine Reflexion zum ersten Wochenende der Wanderführerausbildung. Und weil wir alle so fleißig, motiviert und engagiert mitgearbeitet haben, waren wir zeittechnisch so gut unterwegs, dass wir schon gegen 15:30 Uhr die Heimreise antreten durften. Nach diesem vollen Programm kam das allen entgegen.
Fazit: Wann geht es endlich weiter? 😁
Das Warten hat sich wirklich gelohnt! Die DWV-Wanderführerausbildung gefällt mir bisher richtig gut. Heißt ich will mehr und kann das nächste Ausbildungswochenende kaum erwarten! Gelernt habe ich einiges Neues, insbesondere die Orientierung mit dem Kompass. Auch das uns zur Verfügung gestellte Handbuch zur Ausbildung von DVW-Wanderführer*innen ist sehr hochwertig und informativ. Und wir Teilnehmenden sind uns einig: Wir sind eine richtig gute Truppe. Selten habe ich erlebt, dass sich so unterschiedliche Menschen so gut verstehen. Wir halten zusammen, lernen voneinander und haben jede Menge Spaß.
Einen Kritikpunkt habe ich, dieser bezieht sich aber auf unser Tagungshotel: Die Verpflegung vor Ort ist unglaublich teuer. Selbst Übernachtungsgäste müssen die Getränke und Speisen am Mittag und Abend einzeln zahlen. Das geht ziemlich ins Geld und mein Eindruck ist, dass die ausgeschriebenen Preise nicht gerechtfertigt sind. Ich habe mich dieses Wochenende zurückgehalten und nur Getränke konsumiert. Gegessen habe ich in den Pausen außerhalb des Hotels. Nächste Woche teste ich einmal die Qualität des Essens im Hotel, damit ich auch hierzu eine Beurteilung abgeben kann.
Meine Begeisterung mindert diese Kritik nicht. Ich freue mich auf das nächste Ausbildungswochenende und bin gespannt, was mich dann erwartet!🚀